„Das besondere Konzert“ verspricht Solo-Glanz und viele Raritäten
Als der Pianist, Pädagoge und Musikmanager Karl Riebe in Gelsenkirchen im Alter von fast 90 Jahren 2002 starb, hinterließ er der Stadt unter anderem seinen Flügel. Diese Schenkung bekam einen Platz im Musiksaal des Kunstmuseums. Ein Förderkreis bildete sich schnell, um diesen Ort konzertant zu bespielen. Ein alter Kammerchor, den Riebe einst gegründet hatte, aktivierte sich und belebte die ersten Konzertjahre nach Riebes Tod. Vor drei Jahren bekamen die fast immer ausverkauften Matineen einen neuen, zusätzlichen Akzent. Durch das Sponsoring der Volksbank Ruhr Mitte war es möglich, „Das besondere Konzert“ zu organisieren – Solisten von Rang und Programme mit Raritäten-Qualität waren Auftrag und Verpflichtung zugleich. Die Richtungsänderung wollte aber auch das Potenzial der Region (vor allem der Neuen Philharmonie Westfalen) und das Miteinander von Kammermusikern aus dem Ruhrgebiet stärker fördern. Das ist in den jährlich drei bis vier Konzerten mit großem Erfolg gelungen.
Kombinationen waren beispielsweise Dulcimer (Jessica Burri) und Klavier (Rainer M. Klaas), Blues (Christian Schnarr) und Barock (Anke Sieloff), Gitarre (Christian Kiefer) und Akkordeon (Andreas Trenk) sowie „vergessene“ Literatur für das Ensemble „Caterva musica“ (Noten zu alten Bildern aus der Fastenzeit) oder die Gruppe „GuitArtist“ (vier Gitarristen um Guy Bitan) mit Uraufführungen. Einzeldarbietungen galten dem Klavier-Improvisator Michael Gees (Erik Satie) oder der Mezzo-Sopranistin Anna Agathonos (Lieder von Manos Hadjidakis und anderen). Besonderheiten ergaben sich auch im Programm um den Pianisten Stefan L. Romansky (inzwischen leider früh verstorben), der drei Juristen-Kollegen animierte, auf hohem Niveau klavieristisch tätig zu werden oder bei Trio- und Quartettbesetzungen von Streichern und Holzbläsern der Philharmonie.
Im November-Konzert 2014 begegneten sich erstmals auf dem Podium Jessica Burri (Dulcimer, Klangschalen, Percussion, Sopran, Rezitation) und Rainer M. Klaas (Klavier). Höhepunkt dieser gefeierten Matinee: das indianische Märchen „Von der weißen Seerose“, in dem beide Solisten auf ihren Instrumenten zur Erzählung sensibel improvisieren.
Die Konzertserie in Gelsenkirchen-Buer hat sich mittlerweile bundesweit herumgesprochen. So kommen Anfragen (bei Solisten wie auch beim Publikum) aus vielen Bundesländern. Die Reihe geht in 2015 weiter. Unter anderem spielt die Cembalistin Sigrun Stephan ein Repertoire mit Alter Musik und ein Cello-Sextett der Neuen Philharmonie erfreut durch Crossover-Musikbeiträge. Organisiert und moderiert werden die Matineen seit über zehn Jahren von dem Musikwissenschaftler Jörg Loskill, der strikt von Beginn an dafür eintritt, dass alle Programme ganz demokratisch bei „freiem Eintritt“ stattfinden können. - tp