Gelehrte im Theater : ALS DER KRIEG ZU ENDE WAR …DIE KÜNSTE NACH 1945
Man liest Sartre und Camus, Günter Grass schreibt Die Blechtrommel, die Theater spielen Dürrenmatt und Frisch, in der Malerei setzt sich die Abstraktion durch, die Architekten des Wiederaufbaus propagieren das Erlebnis der „Stadtlandschaft“, die documenta öffnet erstmals ihre Tore, die Gruppe 47 postuliert eine neue deutsche Literatur, der Rock‘n Roll tritt seinen Siegeszug an – die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, lange Zeit als restaurativ und kulturell eher langweilig abgewertet, wurden zwar maßgeblich immer noch von den traditionellen Eliten der Zwischenkriegszeit bestimmt, gaben aber auch der im Dritten Reich repressiv unterdrückten Moderne auf einmal ganz unerwartete Möglichkeiten der Weiterentwicklung.
Aus Anlass des 60jährigen Jubiläums seines 1956 errichteten Neubaus, der weltweit architektonische Maßstäbe setzte, widmet sich das Theater Münster im Rahmen der Reihe Gelehrte im Theater mit einem halbjährlichen Veranstaltungsprogramm der Kunst- und Kulturgeschichte der 50er Jahre. Der Initiator und Organisator der traditionsreichen Reihe, Wolfgang Türk, hat eine erlesene Schar von Referenten und Referentinnen des In- und Auslands dafür gewonnen, ab November 2016 ein breites Panorama der Nachkriegsjahre und der beiden neuen deutschen Staaten in ihren Anfangsjahren zu entwerfen. Mit Beiträgen zu Architektur, Literatur, Malerei, Theater, Musik und Kabarett, Möbelkunst, Design und Mode und einem umfänglichen Filmprogramm ab Januar 2017 wird an das wiedererwachende kulturelle Leben nach 1945 erinnert, das sich zwischen Kontinuität und Neubeginn entfaltete. Zu den prominenten Gastrednern der Reihe zählen unter anderem der Publizist und Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels Alfred Grosser, der sich den deutsch-französischen Beziehungen in der Nachkriegszeit widmet, sowie Wagner-Urenkelin Nike Wagner, die sich in ihrem Beitrag dem problematischen Erbe von Bayreuth nach 1945 annimmt. Der Kultursoziologe Wolf Lepenies wird sieben Monate später am Montag, 31. Juli 2017 mit einem Beitrag über das ambivalente Verhältnis von Kunst und Politik im Deutschland des 20. Jahrhunderts die Reihe beschließen.
Das komplette Programm finden Sie hier und werden beim Stöbern merken, dass sich ein Besuch in Münster lohnt
THEMATISCH GEORDNET
Gelehrte im Theater
ALS DER KRIEG ZU ENDE WAR …
DIE KÜNSTE NACH 1945
Eine Vortragsreihe des Theaters Münster in Kooperation mit dem Stadtmuseum Münster und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Montag, 21. November 2016 – Montag, 31. Juli 2017
GESCHICHTE UND POLITIK
Montag, 21. November, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Wolfgang Benz
Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin
VON DER POTSDAMER KONFERENZ ZUR BERLINER MAUER
Das geteilte Deutschland 1945–1961
Montag, 28. November, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Manfred Görtemaker
Historisches Institut, Universität Potsdam
"PRIMAT DES GEISTES"?
Kunst- und Kulturpolitik unter alliierter Besatzung 1945–1949
Montag, 5. Dezember, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Edgar Wolfrum
Zentrum für europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften,
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
DEKORATIVE IDYLLE UND VITALER AUFRUHR
Kunst und Kultur in der Bundesrepublik der 50er Jahre
Dienstag, 13. Dezember, 20.00 Uhr, Theatertreff
Dr. Frank Hoffmann
Institut für Deutschlandforschung
Ruhr-Universität Bochum
„WIR DURCHLEBTEN MAGERE JAHRE“
Kunst und Kultur der DDR zwischen Formalismusstreit und Bitterfelder Weg
AUF DER SUCHE NACH EINEM NEUEN EUROPA
Montag, 30. Januar, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Dr. h.c. Detlef Junker
Heidelberg Center for American Studies
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
DER KAMPF UM DIE SEELE VON FAUST
Die USA und Deutschland nach 1945
Dienstag,28. Februar, 20.00 Uhr, Kleines Haus
PODIUMSDISKUSSION
Dr. Dr. h.c. mult. Manfred Osten, Bonn im Gespräch mit
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Alfred Grosser
Institut d’études politiques de Paris
Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels
DIE VERSÖHNUNG DER GEGNER
Frankreich und das Deutschland der 50er Jahre
Montag, 20. März, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Dieter Richter
Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft,
Universität Bremen
SIEGER UND VERLIERER
Italia und Germania nach 1945
Montag, 24. April, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Gustav Schmidt
Ruhr-Universität Bochum
Sektion Politikwissenschaft, Fakultät für Sozialwissenschaft
EINE EIGENARTIGE PARTNERSCHAFT
Großbritannien und die Bundesrepublik
von der Weststaat-Gründung bis zum Mauerbau
Montag, 3. Juli, 20.00 Uhr, Kleines Haus
Prof. Dr. Michael Wolffsohn
Historisches Institut, Fakultät für Sozialwissenschaften,
Universität der Bundeswehr München
DEUTSCHLAND UND ISRAEL. Die große und kleine Welt in den 50er Jahren
PHILOSOPHIE/ SOZIOLOGIE/ MENTALITÄTSGESCHICHTE
Montag, 15. Mai, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Ulrich Gumbrecht
Division of Literatures, Cultures and Languages
Stanford University
„STUNDE NULL“ UND STIMMUNG DES „NACHKRIEGS“:
Europa an einem Ende der Geschichte?
Montag, 19. Dezember, 20.00 Uhr, Theatertreff
apl. Prof. Dr. Ernst Piper
Historisches Institut, Universität Potsdam
DIE SCHULDFRAGE
Die deutsche Öffentlichkeit und das Erbe des Dritten Reichs
Montag, 2. Januar, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Clemens Albrecht
Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
DIE INTELLEKTUELLE GRÜNDUNG DER BUNDESREPUBLIK
Warum Westdeutschland erst werden musste, was es ist
ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU
Montag, 16. Januar, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Wolfgang Sonne
Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Technische Universität Dortmund
STÄDTEBAU DER NACHKRIEGSZEIT
Von Siedlungsträumen und Urbanitätswünschen
Montag, 12. Juni, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Niels Gutschow
Südasien-Institut
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
MASKERADE ODER MODERNE
Tendenzen des Wiederaufbaus in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1960
Montag, 23. Januar, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Jörn Düwel
HafenCity Universität Hamburg
Universität für Baukunst und Metropolentwicklung
NATIONAL UND SOZIALISTISCH
Zur Architektur in den frühen Jahren der DDR.
SKULPTUR/ BILDHAUEREI
Montag, 6. Februar, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Magdalena Bushart
Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik,
Technische Universität Berlin
BILDHAUEREI DER 50ER JAHRE:
Die Bundesrepublik Deutschland
Montag, 13. Februar, 20.00 Uhr, Theatertreff
PD Dr. Angela Lammert
Sektion Bildende Kunst
Akademie der Künste, Berlin
BILDHAUEREI DER 50ER JAHRE:
Die Deutsche Demokratische Republik
LITERATUR
Montag, 10. April, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Roland Berbig
Institut für deutsche Literatur, Humboldt-Universität zu Berlin
„WER HEUTE IM JAHRE 2044 …“ Leben und Schreiben um 1945. Eine Inventur
Montag, 20. Februar, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Helmuth Kiesel
Germanistisches Seminar, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
DAS LITERARISCHE DEUTSCHLAND 1945 ff.
Ausgangskonstellationen und Fluchtlinien
Montag, 6. März, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Wolfgang Emmerich
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften, Universität Bremen
ANKUNFT IM SOZIALISMUS?
Erzählprosa der DDR im Zeichen ihrer Gründungsmythen
Montag, 13. März, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Ralf Schnell
Germanistisches Seminar, Universität Siegen
ANKUNFT IN DER MODERNE
Kontinuität und Neubeginn in der Literatur der Bundesrepublik
Montag, 24. Juli, 20.00 Uhr, Stadtmuseum Münster
Prof. Dr. Britta Herrmann
Germanistisches Institut, Westfälische Wihelms-Universität Münster
LITERATURMAFIA ODER CHANCENINSTITUT? Die Gruppe 47
Montag, 27. März, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Fabian Lampart
Institut für Germanistik, Universität Potsdam
ARTISTIK UND ALLTAG, SPRACHE UND SEIN
Streifzüge durch das Museum der Nachkriegslyrik
Montag, 3. April, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Gunter Reiß
Germanistisches Institut, Westfälische Wihelms-Universität Münster
AUSCHWITZ-ERMITTLUNGEN. Fritz Bauer. Rolf Hochhuth. Peter Weiss
FOTOGRAFIE/ MÖBEL UND DESIGN/ MODE
Dienstag, 18. April, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Klaus Honnef, Bonn
FOTOGRAFIE UND FOTOGRAFEN IM NACHKRIEGSDEUTSCHLAND
Montag, 17. Juli, 20.00 Uhr, Stadtmuseum Münster
Prof. Dr. Barbara Mundt
eh. Direktorin des Kunstgewerbemuseums Berlin
„WIR BAUEN EIN NEUES LEBEN“
Die Nachkriegszeit zwischen Organic Design und Guter Form
Montag, 19. Juni, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Barbara Vinken, Ph. D.
Lehrstuhl für Romanische und Allgemeine Literaturwissenschaft,
Ludwig-Maximilians-Universität München
THE NEW LOOK: CHANEL VERSUS DIOR
Die Modewelt der 50er Jahre
MUSIK
Montag, 22. Mai, 20.00 Uhr, Rathausfestsaal
PODIUMSDISKUSSION
Dr. Markus Kiesel, Internationales Beethovenfest Bonn im Gespräch mit
Prof. Dr. Nike Wagner
Intendantin des Internationalen Beethovenfests Bonn
DAS SCHWIERIGE ERBE
Bayreuth nach 1945
Montag, 29. Mai, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Peter Petersen
Institut für Historische Musikwissenschaft
Universität Hamburg
KEINE FREIHEIT NACH DER BEFREIUNG
Über die musikalische Nachkriegsavantgarde 1946 bis 1961
Dienstag, 6, Juni, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Friedrich Geiger
Institut für Historische Musikwissenschaft
Universität Hamburg
DIE STIMME AMERIKAS. JAZZMUSIK IM NACHKRIEGSDEUTSCHLAND
THEATER UND KABARETT
Montag, 8. Mai, 20.00 Uhr, Theatertreff
PD Dr. Wolf Gerhard Schmidt
Fachgruppe Germanistik
Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät
Universität Bayreuth
DAS DEUTSCHE THEATER UND SCHAUSPIEL DER NACHKRIEGSZEIT
(1945–1961) – Kontinuitäten, Innovationen, prominente Vertreter
(Vortrag mit Pause)
Dienstag, 2. Mai, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Klaus Völker
Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, Berlin
„DAS VOLK, DAS NIE AUF SEINE DICHTER HÖRT …“
Das deutsche Kabarett von 1945–1961
MALEREI
Montag, 9. Januar, 20.00 Uhr, Theatertreff
Nora Eckert, Berlin
AUF DER SUCHE NACH DER STUNDE NULL
Die Künste in Deutschland nach 1945
Montag, 26. Juni, 20.00 Uhr, Theatertreff
Prof. Dr. Sigrid Hofer
Kunstgeschichtliches Institut
Philipps-Universität Marburg,
MALEREI ALS WIDERSTAND? DIE KÜNSTE IM STAATSSOZIALISMUS
Montag, 10. Juli, 20.00 Uhr, Theatertreff
PD Dr. Sabine Fastert
Institut für Kunstgeschichte
Ludwig-Maximilians-Universität München
DAS SCHAF IM WOLFSPELZ? KÜNSTLERMYTHEN NACH 1945
ABSCHLUSS DER TRILOGIE 2014 – 2016: RESUMÉE UND AUSBLICK
Montag, 31. Juli, 20.00 Uhr, Stadtmuseum Münster
Prof. Dr. Wolf Lepenies
Wissenschaftskolleg zu Berlin
KULTUR UND POLITIK IN DEUTSCHLAND –
GESCHICHTE UND JÜNGSTE GEGENWART
FILMREIHE
In Kooperation mit dem Schloßtheater Münster zeigt das Theater Münster ab Januar 2017 ausgewählte Spielfilme der Nachkriegsjahre, die jeweils von einem wissenschaftlichen Beitrag eingeführt werden.
Sonntag, 15. Januar, 11.00 Uhr
Friedemann Beyer, Berlin
ZWISCHEN TRÜMMERFILM UND SCHNULZENKARTELL
Das deutsche Nachkriegskino
Es folgen fortlaufend jeweils Sonntag um 11.00 Uhr insgesamt 20 Spielfilme. Das Programm wird Anfang Dezember 2016 veröffentlicht.
Die Vortragsveranstaltungen finden, wenn nicht anders genannt, im Theatertreff statt. Der Eintritt beträgt jeweils 10 € (erm. 5 €), bei Buchung der gesamten Reihe 180 €.
Tickets:
Theaterkasse, Neubrückenstr. 63, 48143 Münster
Tel.: 0251/ 5909-100, www.theater-muenster.com